Review-Verfahren
Transparenz und „Grade der Openness“:
Für AMAD wird die hohe Qualität der zur Erstveröffentlichung eingereichten Aufsätze in einem mehrstufigen, transparenten Prozess gesichert. In diesem Review-Verfahren, das Stärken des Open Peer Review nutzt, wirken Fachredaktion, Reviewer*innen und Fachcommunities zusammen. Im Verlauf dieses Prozesses entstehen verschiedene „Grade der Openness“ (Martina Franzen). Dieses für AMAD neu konzipierte Verfahren zur Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Publikationen verschiebt behutsam die Grenzen von „geschlossen“ nach „offen“. Es stellt schrittweise und unter Einbeziehung der am Prozess Beteiligten eine größere Transparenz bei der fachlichen Einschätzung neu eingegangener Aufsätze her. Der Review-Prozess harmonisiert auf diese Weise den Wunsch der Autor*innen nach einer besseren Nachvollziehbarkeit der fachlichen Einschätzung ihrer Aufsätze, das Bedürfnis der Reviewer*innen nach einem nicht-öffentlichen Schutzraum bei ihrer Stellungnahme und das Interesse der Fachcommunities an einem zeitnahen, offenen Austausch über neue Forschungsergebnisse.
Entscheidungsfindung, Beteiligte, Transparenzmaßnahmen:
Über die Veröffentlichung eines Aufsatzes im Repositorium entscheiden die Fachredaktion und die Reviewer*innen gemeinsam. Nach der Veröffentlichung im Repositorium bekommen die Fachcommunities über das für AMAD mit einer neuen Rolle ausgestattete Wissenschaftsblog „Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung- und Rezeptionsgeschichte“ (https://www.mittelalter.hypotheses.org) die Möglichkeit den Aufsatz im Sinn einer „post-publication review“ zu kommentieren und zu diskutieren. Die fachlichen Stellungnahmen der Reviewer*innen können als eigene, mit einem Digital Object Identifier (DOI) versehene Kleinpublikationen ebenfalls veröffentlicht werden. Die Kommentare von anderen Fachwissenschaftler*innen zu den Aufsätzen im Blog, d. h. die Diskussion durch die Fachcommunities werden in regelmäßigen Abständen automatisiert abgeholt, archiviert und dauerhaft verfügbar gemacht. Für in AMAD erstveröffentlichte Aufsätze sind somit der Text der Publikation und die Blogkommentare und ggf. auch die fachlichen Stellungnahmen unter einer Oberfläche aufrufbar und dauerhaft archiviert.
Die drei Stufen des Review-Verfahrens:
- Formale Prüfung des Aufsatzes durch die Fachredakteur*innen von AMAD (geschlossen)
- Inhaltliche Prüfung des Aufsatzes durch die Reviewer*innen (halboffen)
- Kommentierung des Aufsatzes durch die wissenschaftlichen Fachcommunities (offen)
Die Verfahrensschritte innerhalb der Stufen des Review-Verfahrens:
Stufe 1: Formale Prüfung durch die Fachredakteur*innen (geschlossener Verfahrensschritt) (2 Wochen)
Ein*e Autor*in reicht einen Aufsatz über das Redaktionstool von Open Journal Systems (OJS) ein. Diese Einreichung wird zunächst formal von einem Mitglied der Fachredaktion von AMAD auf die Einhaltung wissenschaftlicher Standards geprüft. Ein Aufsatz, der offensichtlich nicht den Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis entspricht (z. B. keine Belege enthält, keine wissenschaftliche Fragestellung besitzt, die Anwendung wissenschaftlicher Methoden vermissen lässt, nicht aus einem erkennbaren Forschungszusammenhang stammt, o. ä.), oder der bereits anderweitig ganz oder teilweise veröffentlicht worden ist, wird umgehend abgelehnt. Sprachlich nicht einwandfreie Manuskripte werden ebenfalls abgelehnt. Im Einzelfall kann der*die zuständige Fachredakteur*in den Aufsatz mit dem Hinweis auf diese Kriterien zur Überarbeitung zurückgeben.
Dieser Schritt der Qualitätssicherung vollzieht sich im geschlossenen Raum von OJS zwischen Autor*in und Fachredakteur*in.
Stufe 2: Fachliche Prüfung durch Reviewer*innen (halboffener Verfahrensschritt) (6–8 Wochen)
Erst nach einer positiven Prüfung durch die Fachredaktion von AMAD wird das Review-Verfahren überhaupt eröffnet. Dazu wird der Aufsatz zwei von der Fachredaktion ausgewählten Reviewer*innen vorgestellt. Diese schätzen ihn nach folgenden Kriterien ein:
- Einbindung in den Forschungsstand und Relevanz des Themas innerhalb der Disziplin
- Bedeutung der Forschungsergebnisse für das Forschungsfeld und die ggf. daran beteiligten Disziplinen (Interdisziplinarität / Anschlussfähigkeit)
- Originalität der Forschung
- Fachliche Schwerpunktsetzung
- Methodisches Vorgehen
- Umsetzung der Methoden
- Plausibilität der Argumente
Die Reviewer*innen laden ihre Stellungnahmen und ggf. auch eine kommentierte Fassung des Aufsatzes in OJS zur Einsicht durch die Autor*innen und die Fachredakteur*innen hoch. Die Gutachter*innen haben die folgenden Entscheidungsoptionen: (1) Annahme ohne Überarbeitung bzw. mit kleinen Überarbeitungen (minor revisions), (2) Überarbeitung (major revisions), (3) Rückgabe und Empfehlung für Neueinreichung oder (4) Ablehnung.
Fallen beide Stellungnahmen positiv aus (1 oder 2), wird der Aufsatz mit den Hinweisen zur Überarbeitung dem*r jeweiligen Autor*in zurückgesandt. Für den Überarbeitungsprozess stehen in der Regel bis zu 8 Wochen zur Verfügung. Die Reviewer*innen sind in dieser Zeit für Rückfragen der Autor*innen und der Fachredakteur*innen ansprechbar. Die Fachredakteur*innen prüfen die überarbeitete Fassung. Dies kann weitere 1–2 Wochen in Anspruch nehmen.
Fallen beide Stellungnahmen negativ aus (3 oder 4), wird der Aufsatz abgelehnt und dem*r jeweiligen Autor*in übersandt mit der Information, dass eine Neueinreichung im Anschluss an eine umfassende Überarbeitung nach den Hinweisen der Reviewer*innen und ein erneutes Review-Verfahren (mit denselben Reviewer*innen) möglich ist. Aufsätze, die zweimal abgelehnt worden sind, können nicht wieder eingereicht werden.
Fällt nur eine der beiden Stellungnahmen positiv aus, wird ein*e weitere*r Reviewer*in hinzugezogen. Je nachdem wie diese dritte Beurteilung ausfällt, wird der Aufsatz zur Veröffentlichung angenommen oder abgelehnt.
Nach erfolgreichem Abschluss des Review-Verfahrens wird der überarbeitete Aufsatz im Repositorium mit einem DOI veröffentlicht. Die beiden positiven Stellungnahmen können dort ebenfalls als eigenständige Kleinpublikationen jeweils mit einem eigenen DOI veröffentlicht werden.
Dieser Verfahrensschritt vollzieht sich im geschlossenen Raum von OJS. Die Stellungnahmen und ihre Verfasser*innen sind allerdings für die am Verfahren Beteiligten offen einsehbar. Rückfrage- und Kontaktmöglichkeiten für die Autor*innen und Reviewer*innen sowie die Möglichkeit, weitere sachdienliche Hinweise und Texte für alle Beteiligten bereitzustellen, bestehen in OJS.
Stufe 3: Kommentierung durch die wissenschaftlichen Fachcommunities (offener Verfahrensschritt) (unbegrenzt)
Sobald der Aufsatz und ggf. auch die Stellungnahmen im Repositorium veröffentlicht wurden, sind sie für alle Nutzer*innen sicht-, auffind- und recherchierbar. Zeitgleich wird der Aufsatz (aber nie die Stellungnahmen!) im Wissenschaftsblog „Mittelalter“ als Blogartikel online gestellt. Forschende aus allen disziplinären Fachommunities erhalten über die moderierte Kommentarfunktion des Blogs die Möglichkeit den Aufsatz direkt nach seinem Erscheinen Forschungsergebnisseim Repositorium eine stabile, zitierfähige Fassung des Textes verfügbar gemacht wurde.
Dieser Verfahrensschritt vollzieht sich im offenen Raum des Repositoriums und wird von öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen des Wissenschaftsblogs „Mittelalter“ begleitet.
Das abgestimmte Zusammenspiel von Repositorium, Redaktionstool und Wissenschaftsblog in diesem Qualitätssicherungsverfahren macht den Prozess selbst, die Schriften und ihre Diskussion transparent und dauerhaft nachvollziehbar.
Art, Umfang und Form der Stellungnahmen:
Die Reviewer*innen formulieren ihre Stellungsnahmen als methodisch-theoretische Reflexion des Forschungsgegenstandes, der genutzten Methoden und der erzielten Ergebnisse. Sie reichen sie in einer publikationsreifen Form ein. Dies gilt besonders für positive Stellungnahmen, die veröffentlicht werden. Diese Reflexionen sollen eine Forschungsdiskussion der präsentierten Ergebnisse anstoßen.